Prof. Thomas Hanna fand heraus, dass Stress zu reflexartigen Verkrampfungen führt, die wir nicht mehr auflösen können. Unsere Muskeln sind nämlich auf Festhalten programmiert und haben das Loslassen verlernt.
Die bekanntesten Folgen dieses verhängnisvollen Zustandes sind Steifheit, Schmerz, Atemeinschränkung, Erschöpfung, Blutdruck und Kreislaufstörungen. Mit Somatic Education (und der erweiterten Methode Sensomotorics) lässt sich die willkürliche Muskelsteuerung wieder herstellen und der neuromuskuläre Stress abbauen. Wirbelsäule und Gelenke werden wieder mobil. Die Methode wirkt wie ein Verjüngungsprozess und ist in jedem Alter möglich. Für Stressgeplagte ist Somatic Education ein Weg, wieder zur Ruhe zu kommen und mit weniger Anstrengung mehr zu erreichen.
Im Mai 1990 hielt Prof. Dr. Thomas Hanna einen Workshop in München ab und führte in seine Methode „Somatic Eduction“ ein. Er demonstrierte seine Arbeit an einer 42-jährigen Frau, die seit 20 Jahren an Rückenschmerzen litt. Die beobachtenden Therapeuten und Feldenkraislehrer waren begeistert, wie sich bereits nach einer Behandlung die Haltung und ganze Erscheinung der Frau veränderten.
Es war geplant, dass Tom Hanna in München Therapeuten in Somatic Education unterrichten sollte. Doch kurz nach seinem Deutschland-Aufenthalt verunglückte er tödlich. Phil Shenk, einer seiner wenigen Schüler, konnte später gewonnen werden, eine Gruppe Therapeuten nach der neuen Methode auszubilden.
Schmerzgeplagte finden Hilfe im „beschleunigten Feldenkrais“
Thomas Hanna sah den Menschen als einheitliches System, in dem es keine Trennung von Körper und Geist gibt. Deshalb interessierte er sich auch für die Arbeit von Moshe Feldenkrais. Er entwickelte die Funktionale Integration von Moshe Feldenkrais zur „Hanna Somatic Education“ weiter. Schmerzgeplagte aus aller Welt suchten seine Hilfe. In Fachkreisen wurde seine Methode bald als „beschleunigter Feldenkrais“ bezeichnet. Die Übungen, die Prof. Hanna basierend auf der Arbeit von Feldenkrais entwickelte, führen unser Gehirn wieder zur Wahrnehmung des momentanen Zustandes unserer Muskulatur.
Hanna selber sah sich als „Philosoph, der mit den Händen arbeitet“. In Kalifornien gründete er ein Institut für somatische Forschung und ergänzte die Stressforschung von Hans Selye um den neuromuskulären Aspekt. Ebenso wie Selye ging er davon aus, dass alles, was wir erleben, eine körperliche Erfahrung ist. Thomas Hanna entdeckte zwei spezifische, genetisch verankerte reflexartige Muskelaktionsmuster, mit denen wir auf die Anforderungen des Lebens reagieren. Er nannte sie Start- und Stopreflex.
Der Startreflex
ist ein Selbstbehauptungsreflex. Er aktiviert die Streckmuskeln des rückens und macht uns zum Handeln bereit. In einer leistungsorientierten Gesellschaft wird dieses Reflexmuster permanent ausgelöst. Chronisch kontrahierte Rückenmuskeln sind die Folge. Er sieht darin den Grund für die Rückenschmerz-Epidemie unserer westlichen Zivilisation.
Der Stoppreflex
ist die Anpassungsreaktion unseres Nervensystems auf bedrohliche Situationen, Gedanken, Gefühle und Ereignisse. Der Stoppreflex aktiviert die Beugemuskeln zu unwillkürlicher Kontraktion. Wird diese Rückzugsreaktion häufig ausgelöst, verkürzen sich Bauch- und Brustmuskeln dauerhaft. Kopf und Oberkörper neigen sich nach vorne. Dies ist die häufigste Fehlhaltung im Alter.
Der Traumareflex
ist die dritte unwillkürliche Reflexreaktion. Dieser Schutzreflex wird bei Unfällen, Verletzungen und Operationen ausgelöst. Der Körper verändert instinktiv seine Haltung, um Schmerzen zu vermeiden. Dauert diese kompensatorische Reaktion längere Zeit an, gewöhnen wir uns an diesen ungleichgewichtigen Zustand und behalten die Schonhaltung bei. Prof. Dr. Hanna erkannte in diesem Reflexgeschehen die Ursache für erworbene Skoliosen.
Diese drei Reflexmuster laufen permanent in uns ab, ohne dass wir die damit verbundenen Anpassung in uns wahrnehmen. Sorgen wir nicht bewusst für Ausgleich (durch bewusste Wahrnehmung), bleiben unsere Muskeln in Dauerspannung. Die Reflexmechanismen halten unsere Muskeln auf ein bestimmtes Anspannungsniveau programmiert, unter das sie nicht mehr entspannt werden können. Der Motor läuft. Wir können ihn nicht mehr abschalten. Diesen Verlust an willkürlicher Kontrolle bezeichnet Thomas Hanna als Sensomotorische Amnesie (SMA).
Wir haben vergessen, wie sich unsere Muskeln anfühlen, wie vielfältig unsere Bewegungen sein können, welche freudigen Gefühle mit freien Bewegungen einmal verbunden waren. Wir fühlen dagegen Steifheit, denn Beuger und Strecker haben einen erhöhten Tonus und behindern sich gegenseitig.
Die beschriebenen Reflexe führen zu einer Verzerrung und Versteifung unserer Mitte. Die chronisch kontrahierten Muskeln, besonders die des Rumpfs, können nicht mehr wahrgenommen werden - Sensomotorische Amnesie. Die Kommunikation zwischen Gehirn und Muskel ist gestört.
Car-Stretch (Dehnungen der Katze)
Die von Prof. Hanna vorgeschlagenen somatischen Übungen zur täglichen Muskelpflege sind sanfte, schmerzfreie, wahrnehmende Übungen – die zum Teil morgens noch im Bett möglich sind. Es sind sich beobachtende Übungen - Wahrnehmung verändert die Motorik. Welche Körperteile fühlen sich verändert an? Wärmer, lebendiger, größer?
Wie kann ich die Bewegung leichter und angenehmer machen? Wie kann ich z.B. durch die Drehung des Beckens die Beweglichkeit des Halses vergrößern? Kreativität und Experimentierfreude sind beim somatischen Üben mehr gefragt als Korrektheit. Aussagen von Teilnehmern bestätigen den Erfolg solcher Übungen: „Mein Rücken fühlt sich entspannter an.“, „Mein Arm lässt sich leichter heben.“, „Mein Bein ist länger geworden.“, „Wie wenig wir doch über uns selber wissen.“. „Ich gehe leichter.“. „Mein Stimmungstief ist verschwunden.“
Somatic Education durchbricht den Teufelskreis von Anspannung und Schmerz und bringt Erfolg bei Erkrankungen wie Bandscheibenvorfall, Lumbalgie, Ischias, Kopfschmerzen, Migräne, Arthrosen, Skoliose, Schultersteife, Tennisellbogen, Carpaltunnelsyndrom, Menstruationsbeschwerden, Incontinenz, Reizblase, Fibromyalgie, Burnout, Restless Legs, Parkinson etc. – Der Patient fühlt sich nach der Behandlung erheblich leichter und freier, kann wieder besser durchatmen und bekommt ein neues Lebensgefühl.