Die Wurzeln der Neuraltherapie finden sich bereits in der Entwicklung der Akupunktur. Der Begriff Neuraltherapie geht auf die Brüder Ferdinand und Walter Huneke zurück, die ab 1925 die Möglichkeit entdeckten, Lokalanästhetika (örtliche Betäubungsmittel) nicht nur zur Betäubung, sondern auch als Heilmittel einzusetzen. Zur Behandlung von Migräne wurde das Lokalanästhetikum Procain erfolgreich eingesetzt.
Die Brüder Huneke entwickelten daraufhin ein bisher nicht bekanntes Therapiekonzept, das zuerst den Namen Heilanästhesie und später, nach Entdeckung des Sekundenphänomens den Namen Neuraltherapie erhielt. Ferdinand Huneke beobachtete im Jahre 1940 das erste Sekundenphänomen, also die sofortige Heilung einer Krankheit durch Betäubung eines scheinbar davon unabhängigen Störfeldes. 1965 gelang Prof. Pischinger mit seinen Forschungen an der Hochschule in Wien die wissenschaftliche Objektivierung des Sekundenphänomens und der Neuraltherapie überhaupt.
Was wird für die Neuraltherapie verwendet?
Oft wird heutzutage Xyloneural, welches ein reines 1%iges Lidocain ist, verwendet. Im Gegensatz zu dem von Huneke verwendeten Procain sind bei Lidocain fast keine Unverträglichkeitsreaktionen bekannt.
Was ist die Neuraltherapie?
Sie wird auch Akupunktur des Westens genannt. In chronische Entzündungsherde, Narben, Reflexzonen oder Akupunkturpunkte wird mit einer dünnen Kanüle Lidocain injiziert. Oft muss man mehrere Punkte infiltrieren. Entscheidend ist die exakte Lokalisation der Injektion.
Wie wirkt die Neuraltherapie im menschlichen Körper?
Chronische Entzündungen, Narben, Reflexzonen und Akupunkturpunkte erkrankter Organe befinden sich in einem anderen bioelektrischen Zustand als normales, gesundes Gewebe. Die Zellen im gestörten, erkrankten Gewebe befinden sich in einem ähnlichen Zustand wie eine erregte Nervenzelle oder eine angespannte Muskelzelle, sie sind depolarisiert und wirken wie ein Störsender auf empfindliche Funktionen des Körpers. Es kann zur Entwicklung scheinbar ganz unzusammenhängender Krankheiten kommen. Wenn nun in diese gestörten Gewebe Lidocain gespritzt wird, kommt es zu einer Repolarisation, also zu einer Wiederherstellung des bioelektrischen Normalzustandes. Erst wenn diese Störsender durch gezielte Injektionen ausgeschaltet sind, kann sich der Körper mit seinem sensiblen Regulationssystem selbst heilen. Im Idealfall kann dieser Heilungsprozess innerhalb einer Sekunde erfolgen (Sekundenphänomen nach Huneke). Aber nicht nur durch Unterspritzen von Narben, sondern auch durch direkte Infiltrationen in chronische Entzündungsherde oder Akupunkturpunkte können Heilungsprozesse eingeleitet werden, indem ein Störungskreislauf unterbrochen und damit die Selbstheilungskraft des Körpers geweckt wird.
Anwendungsgebiete für die Neuraltherapie
Die Neuraltherapie ist besonders geeignet zur Behandlung von akuten Schmerz- und Entzündungszuständen, wie z.B. Migräne, Nasennebenhöhlenentzündung, chronischer Mandelentzündung, Schulterschmerzen, beginnende Hüftarthrose, Reizblase, Schlaflosigkeit, Gelenksentzündungen, Rückenschmerzen, Narbenschmerzen ebenso fast alle Erkrankungen des sogenannten rheumatischen Formenkreises.
Als Kontraindikationen der Neuraltherapie gilt die Überempfindlichkeit gegenüber Procain und Lidocain. Bei Herzrhythmusstörungen darf die Neuraltherapie ebenfalls nicht angewandt werden. Bei der Anwendung der Neuraltherapie ist es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen gekommen. Bisher konnte die Wirksamkeit wissenschaftlich nicht bewiesen werden.