Sprunggelenksverletzungen passieren schneller als gedacht und können jeden treffen. Ein Stolpern über den Bordstein, ein unachtsamer Tritt beim Waldspaziergang oder beim Sport unglücklich gelandet. Der Fuß ist verstaucht, die Bänder im Sprunggelenk sind überdehnt, im Extremfall sogar der Knöchel gebrochen. Kleinere Verletzungen heilen selbst aus, doch manchmal sind Operationen und eine anschließende Reha nicht zu vermeiden. Ziel der Therapie sollte immer die Wiederherstellung der Sprunggelenkstabilität sein.
Funktionen des Sprunggelenks
Das Sprunggelenk ist das komplexe Verbindungsgelenk zwischen dem Unterschenkel und dem Fuß. Im oberen Sprunggelenk findet die Streckung und die Beugung statt, während das untere Sprunggelenk den Fuß in die Supination (Heben des Fußinnenrandes) und in die Pronation (Heben des Fußaußenrandes) bewegt. Das Sprunggelenk besteht aus vielen einzelnen Knochen, die wiederum von Bändern gehalten werden. Die Bänder sorgen dafür, dass der Fuß beweglich ist und sich gut in alle Richtungen bewegen kann. Da die Bänder nur bis zu einem gewissen Maße elastisch sind, werden sie bei einer Überlastung, wie bei einem Umknicken des Fußes, schmerzhaft überstrapaziert. Wird die Dehnfähigkeit der Bänder überschritten, können sie teilweise oder komplett zerreißen. Die Außenbänder sind besonders häufig von Umknickverletzungen betroffen. Diese führen oftmals zu Schädigungen des Kapsel-Bandapparates. Knöcherne Verletzungen treten hingegen eher selten auf.
Schweregrade der Sprunggelenksverletzungen
leichte Bandverletzungen:
Die Bänder sind nur überdehnt, aber nicht gerissen. Das Fußgelenk ist weiterhin stabil und kein oder nur ein minimaler Funktionsverlust ist gegeben. Es besteht keine mechanische Instabilität des Sprunggelenks und kein Problem mit Gewichtsbelastung.
mittlere Bandverletzungen:
Ein Band oder mehrere Bänder sind angerissen. Das Gelenk ist dadurch schon etwas instabil geworden und der Betroffene fühlt sich auf dem verletzten Fuß etwas unsicher. Häufig kommen Einblutungen und Probleme mit der Gewichtsbelastung hinzu.
schwere Bandverletzungen:
Eine komplette Bandruptur mit ausgeprägter Schwellung, Hämatom und Schmerzempfindlichkeit liegt vor. Eine Gewichtsbelastung für den Betroffenen ist nicht möglich. Dazu kommt eine abnormale Gelenkbewegung und –instabilität.
Erste Hilfe bei Sportverletzungen: PECH-Regel
Kommt es zur Verletzung am Sprunggelenk, kann die sogenannte PECH-Regel helfen.
- P = Pause (die Aktivität sofort unterbrechen und den Fuß ruhigstellen)
- E = Eis (Kühlung lässt die Blutgefäße verengen, sodass der Knöchel nicht weiter anschwillt)
- C = Compression (anlegen eines Verbandes zur Stabilisierung)
- H = Hochlagern (den betroffenen Fuß hochlegen und danach einen Arzt aufsuchen für die genaue Diagnose)
Diagnose
Zunächst untersucht der Arzt den Fuß um festzustellen, ob Bewegungseinschränkungen, Wärmeentwicklung, Schwellungen, Rötungen oder hervorstehende Knochen vorliegen. In einem Patientengespräch wird geklärt, welche Umstände zu der Verletzung geführt haben, wo der Schmerz lokalisiert ist und ob es frühere Verletzungen oder Vorerkrankungen in diesem Verletzungsbereich gab. Je nach Befund werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Mit Röntgenaufnahmen lassen sich Knochenbrüche ausschließen und mit einer Kernspintomografie lassen sich der Zustand der Bänder besser beurteilen.
Behandlung von Sprunggelenksverletzungen
Es ist auf jeden Fall wichtig, die Verletzung gut auszukurieren. Egal wie schwer sie ist. Ist nur ein Band gedehnt, werden die Beschwerden nach wenigen Tagen in der Regel wieder weg sein. Trotzdem ist eine Sportpause empfehlenswert, damit sich das Bein wieder erholen und der Fuß abschwellen kann.
Ist ein Band gerissen, wird selbst dies meist konservativ ohne Operation, sondern lediglich mit einer Schiene behandelt. Mit dieser Maßnahme soll das Band geschont werden, damit es wieder zusammenwachsen kann. Nach dem Abschwellen wird das Sprunggelenk mit einer Orthese stabilisiert und die Gewichtsbelastung über 2 bis 4 Wochen schrittweise mit einem Koordinationstraining unter physiotherapeutischer Anleitung wieder aufgebaut.
In gewissen Fällen raten Ärzte häufig zu einer Operation. Dies ist der Fall, wenn mehrere Bänder verletzt oder sogar vom Knochen abgerissen sind. Falls das Gelenk im Alltag, Beruf oder durch Leistungssport eine hohe Stabilität erfordert, dann sollte ebenfalls der Bandapparat operativ versorgt werden. In der Operation werden Bänder genäht oder falls diese sehr stark beschädigt sind, durch körpereigene Sehnen ersetzt. Daneben können mitabgerissene Knochen- oder Knorpelteile mit unterschiedlichen Materialien befestigt werden.
Übung für das Trainieren der Gelenke
Für die Stabilität des Gelenks sind Kräftigungs- und Koordinationsübungen sinnvoll. Das kann man beispielsweise auf einem Balancebrett machen oder man baut Übungen schnell und einfach in den Alltag ein. Trainieren Sie die Stabilität durch den Einbeinstand. Stellen Sie sich beim Zähneputzen auf ein Bein. Nach 30 Sekunden wechseln Sie das Bein und setzen die Übung mit dem anderen Bein fort. Falls die Übung anfangs schwerfällt, dann halten Sie sich zu Beginn an einem Stuhl oder Schrank fest.
Die nächste Übung dient der Kräftigung durch den Zehenstand. Stellen Sie sich mit den Fußballen an den Rand einer Treppenstufe oder an den Bordstein an einer ruhigen Straßenecke. Senken Sie nun abwechselnd die Fersen und drücken Sie dann kontrolliert die Füße nach oben, bis Sie auf den Zehenspitzen stehen. Danach senken Sie die Ferse wieder langsam ab. Achten Sie bei der Übung auf Ihre Haltung. Hüfte und Knie blieben gerade und gestreckt. Wiederholen Sie die Übung 15-mal.
Für die Verringerung der Verletzungsgefahr beim Sport sollten Sie sich sorgfältig aufwärmen. Ein guter Schutz vor Bandverletzungen ist ein regelmäßiges Training der Schienbeinmuskulatur.